Franzobel

Steak für alle

Der neue Fleischtourismus

Der österreichische Autor Franzobel entwirft eine Zukunft, in der europäische Steak-Liebhaber „auf eine Kuh“ nach Argentinien fliegen, weil der Fleischkonsum immer tabuisierter wird. Ein Aufruf zum Kampf dagegen. Für die Fleischeslust, nicht nur in der Grillsaison. Und für: bewusst Fleisch essen.

2,99 

2,99  E-Book

etwa 60 Seiten auf dem Smartphone

ISBN 978-3-944543-03-1
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Juni 2013

„Irre komisches Essay.“
Lucy Fricke, Berliner Morgenpost

„Sollte vor und hinter der Wursttheke gelesen werden – von uns allen!“
Hendrik Haase, wurstsack.de

„Ein Schrei, der zum Lachen bringt. Wut ist gut.“
Peter Pisa, Kurier

Inhalt: Bewusst Fleisch essen

Selbst im Hundefutter sind nur fünf Prozent Fleisch. Franzobel zieht den Umgang mit Lebensmitteln als Beispiel für die Entfremdung der Welt mit sich selbst heran: Die Folge sind „Essnazis“ und „Radikalveganer“, und stigmatisierte Fleischesser buchen Charterflüge in das Land des Tangos und der Grillkultur. Franzobels Ansichten sind gemein, komisch und beklemmend, aber auch eine Verteidigung des guten Geschmacks und des besseren Lebens. Für einen gerechteren Umgang mit (tierischen) Ressourcen.

(…)

Wie die Hühner gehalten werden, geht auf keine Kuhhaut – trotzdem werden die Produkte dieser armen Kreaturen oft als Bio-Eier verkauft. Schweinegrippe, Rinderseuche, Geflügelpest. Selbst die Bienen sterben wegen der Pestizide, die zur Düngung des Mastfutters verwendet werden. Und da isst noch jemand Fleisch? Der Fleischverzehr ist nicht nur politisch und moralisch völlig unkorrekt, er gleicht auch zusehends einem russischen Roulette, sind doch mittlerweile in einem Hüftsteak mehr Chemikalien als in einer ganzen DDR-Mannschaft zu Hochzeiten des Dopings. Die Abgase der Kühe sind für den Klimawandel verantwortlich, und wegen der Hühner, um billig genmanipuliertes Sojafutter anbauen zu können, wird der Regenwald vernichtet.

Die Konsequenz daraus sind Essnazis und Radikalveganer, die sich nur noch von Blättern und Hülsenfrüchten ernähren. Während man im Fernsehen nur noch Kochsendungen zeigt und sich die Mehrheit immer noch von Billig- und Gammelfleisch ernährt, ist man dabei, den Fleischkonsum als politisch inkorrekt bloßzustellen. Nicht mehr lange und der Verzehr von Fleisch wird genauso stigmatisiert werden wie das Rauchen oder das Begrapschen von Kindern. Fleischesser werden als rücksichtslose Egoisten hingestellt, als gesellschaftliche Randgruppe, die es in den Griff zu kriegen gilt. Der zukünftige Mensch wird sich von Insekten und Gemüse ernähren, von Vitaminsäften und Bonbons ungesättigter Omega-3-Fettsäure, aber nicht von Fleisch. Allenfalls wird es in der Übergangszeit (wie die Nikotinpflaster für Raucher) noch Schokolade mit Blutwurstgeschmack geben, gefüllt mit Sauerkrautmousse, Mineralwasser mit Speckgeschmack und Schweinsbratenkaugummi. Das Fleischessen selbst aber wird ein Unding werden wie der Kannibalismus, Rassismus oder harte Drogen. Filme, in denen ein Steak gegessen wird, stehen dann auf einem Index. Worte wie Fleisch, Hackbraten, Leberkäse, etc. werden ebenso verpönt sein wie heute Neger, Zigeuner oder Behinderter. Für die letzten Unbelehrbaren wird es zwar noch geheime Schlachtungen und Fleischdealer geben, die Mehrheit der Menschen aber wird den Fleischkonsum offiziell ablehnen und sich von Sojaschnitzel, Madenleibchen und künstlichem Gemüse ernähren.

Da aber alles Verbotene einen Reiz ausübt, wird es nicht nur im Rotlichtmilieu Kinos geben, in denen man Menschen beim Fleischfressen zusehen kann, es werden auch verbotene Waren angeboten werden: Keulen und Lendchen, Rippchen und Haxen.

(…)

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Der Autor

Franzobel, geboren 1967 in Pichlwang, hat das Handwerk der Verwurstung bis zur Meisterschaft erlernt, zieht Dingen gerne die Haut ab und wirft, was ihm unterkommt, in die Pfanne. Er ist einer der populärsten österreichischen Einkocher und mit zahlreichen Preisen bedacht, weshalb er es aber auch nicht billiger gibt. Im Roman Das Fest der Steine (Zsolnay, 2005) hat er seinen Steakausflügen nach Argentinien ein Denkmal gesetzt. Er lebt in Orth an der Donau.

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