„Er stirbt, sie bleibt. Das ist noch nicht die ganze Geschichte. Sie lernen sich kennen und lieben per E-Mail, noch bevor sie sich zum ersten Mal treffen. Es folgt das glücklichste Jahr ihres Lebens, das mit der Diagnose noch nicht endet, auf dem Sterbebett beinahe so etwas wie einen Höhepunkt findet. Er stirbt, sie bleibt. Und kämpft sich, weil etwas anderes als Kämpfen nicht übrig bleibt, ins Leben zurück. Birgit Fuß hat der Trauer, deren Bewältigung – und dem Glück – ein literarisches Denkmal gesetzt. Kein Ratgeber mit therapeutischen Sentenzen. Keine Kalendersprüche im Stil eines Paulo Coelho. Stattdessen Tagebuch, Chatverläufe, Songtexte. Gedanken, wenn sie denn etwas nutzen.
Fuß, hauptberuflich Redakteurin des Rolling Stone, zeichnet eine Karte des Riffs, auf die ihr Leben gelaufen ist. Der Mann, um den es geht, war Starkolumnist bei Tempo, posthum Autor des vielleicht einzig wirklich wichtigen Romans der Popliteratur. Fuß verwischt seine Identität nur flüchtig, wie überhaupt das Buch von einer dringlichen Ehrlichkeit ist, mit der nur die ganz großen Popsongs geschrieben werden – die im Hintergrund alle mitlaufen.
Einem Genre ist das Buch nicht zuzuordnen. Das gehört zu seinen Stärken, verleiht ihm Wucht. Es nimmt sich selbst und das Leben beim Wort. Und spendet deshalb Trost.„
Arno Frank, Der Spiegel über Birgit Fuß Sterben darfst du aber nicht