Ruth Herzberg
Wie man mit einem Mann glücklich wird
Beobachtungen
Wie man ausgeht und dann doch keine Affäre hat. Wie man den Sonntag zweisam im Bett bleiben will und die Kinder ständig was essen wollen. Wie man mit Fakeaccounts Sexanfragen bekommt. Und mehr. Das digitale Debüt von Ruth Herzberg.
4,99 €
„Großartig.“
Frau Lehmann
„Rührend, witzisch, Berlin.“
Sarah Khan
„Persönliche Suche nach Antworten.“
Edition F
Qualitäten dieses kleinen, fluffigen eBuches: Die Sichtweise. Die Erzählstimme. Die verknappte Sprache und ein existierendes Bewusstsein, dass es ein Luxus ist, sich über Dinge wie Liebe, Leben zu verhalten. Was für eine großartige Nichtigkeit die Liebe ist. Weil die Heldinnen sich ernst nehmen, soweit es ihnen möglich ist, also nicht immer.“
Elektro vs. Print
„Dieses Buch möchte mich wahrscheinlich gar nicht aufklären. Sondern einfach nur unterhalten. Und das hat’s durchaus getan.“
Papas Wort
Inhalt: Wie man mit einem Mann glücklich wird
Ruth Herzberg erzählt in ihrem Debüt mit ungeschöntem Humor davon, wie große Gefühle überall überleben, in maroden Altbauwohnungen, am Bett des kranken Vaters, beim Spaziergang mit einem ungewaschenen Ex-Mann. Sie nimmt uns mit in den oft skurrilen Alltag ihrer Patchworkfamilie, in die Liebesfragen einer Frau. Ihre Gedanken und Hoffnungen und Wünsche und Enttäuschungen treffen direkt ins Herz: Was wollen wir vom Leben und von der Liebe? Und macht nicht genau das Unperfekte ein echtes Leben aus? Wenn es so etwas wie die romantische Ironie des 21. Jahrhunderts gibt, dann hat Ruth Herzberg sie jetzt erfunden.
Kommode am Südstern
Sie war aus Massivholz. Ich hatte den Verkäufer um ein paar Euro herunterhandeln können. Sie stand Nähe Südstern. Aber ich konnte die Kommode natürlich trotzdem nicht mit der U-Bahn holen. Ich brauchte ein Auto mit Chauffeur.
Also wandte ich mich an meinen Mann. Ich hatte sonst niemanden, den ich fragen konnte.
Erst war er skeptisch und ich musste ihm ein Bild der Kommode mailen. Er fand sie aber auch schön und versprach, mich um 16 Uhr abzuholen.
Ich hatte Folgendes geplant:
Abholung 16 Uhr. Gemeinsamer Gang zum Supermarktparkplatz, wo mein Mann das Auto außerhalb des bewirtschafteten Parkzonenbereichs versteckt hatte.
16 Uhr 20 Abfahrt. 17 Uhr Ankunft Südstern.
Mein Mann erschien um 16 Uhr 30. Bevor wir losgehen konnten, musste er ein wichtiges berufliches Telefonat führen. Von meinem Handy aus. Er habe kein Guthaben mehr, erklärte mein Mann. Es dauere nur zwei Minuten. Ob er vorher kurz an meinen Rechner könne, er müsse an seine Mails, um die Telefonnummer rauszusuchen.
Er setzte sich an meinem Computer und loggte sich ein. Es dauerte eine Weile, bis er die Mail mit der Telefonnummer gefunden hatte. Dann diktierte er sie mir, damit ich sie auf meinem Handy eingeben konnte. Mein Mann kommt mit meinem Telefon nicht zurecht.
Er telefonierte lange.
Danach ging er pinkeln und er wollte ein Glas Wasser trinken.
Er musste das Wasser in der Küche eine Weile laufen lassen, bis es ihm kalt genug war.
Dann musste er sich noch die Schuhe zubinden.
Ich rief den Kommodenmann an und sagte ihm, dass wir jetzt losfahren würden. Er war zuerst etwas ungehalten, weil er sich extra beeilt hatte, um pünktlich zu Hause zu sein, hatte dann aber Verständnis.
Am verbeulten Renault meines Mannes blieben wir stehen. Mein Mann suchte den Autoschlüssel. In der linken Hosentasche. In der rechten. In der linken Innentasche seiner abgewetzten Lederjacke, in der rechten, deren Futter zerrissen war, wie ich wusste. In der Brusttasche seines Hemdes. Dann in allen Taschen noch mal von vorn. Der Schlüssel war in einer der hinteren Hosentaschen.
Dann fuhren wir los. Überall Stau, Baustelle, Rushhour.
Mein Mann hatte Durst. Er wollte sich Mineralwasser kaufen. Er bat um Geld. Ich gab es ihm. Ich wartete im Auto.
Wir fuhren weiter.
An einer Mauer befand sich ein witziges Graffiti: „Berlin ist nicht mehr hip und Onanieren ist jetzt verboten.“
Mein Mann hielt an, um es zu fotografieren. Mit meinem Telefon, das macht bessere Bilder als seins.
„Wo ist denn hier die Kamera?“
Ich hatte es ihm schon oft gezeigt, aber mein Mann kommt, wie gesagt, mit meinem Handy nicht zurecht.
Also: Entsperren. Das Kamerasymbol auf dem Display drücken. Bitteschön.
Mein Mann machte mehrere Fotos aus unterschiedlichen Perspektiven.
Er brauchte eine Weile, bis er es schaffte, dass der Schriftzug vollständig aufs Bild kam.
Ob ich ihm die Bilder später mailen könne?
Mein Mann konnte sich lange nicht für einen der drei freien Parkplätze vor dem Haus entscheiden. Wir kamen viel zu spät.
Die Kommode war wirklich sehr schön. Unbehandeltes Holz. Metallgriffe. Ich bezahlte und dann stellte mein Mann fest, dass der Kommodenverkäufer Russe war. Mein Mann spricht fließend Russisch. Er hatte in den 1990ern ein paar Jahre in Moskau gelebt. Die beiden Männer sprachen lange miteinander.
Ich verstand „Putin“ und „Krim“ und streichelte die Kommode.
Am Abend sagte ich zu meinem Mann: „Lehn dich an die Kommode und guck ganz normal, ich will einen Text über dich schreiben.“