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Isobel Markus

Dating-Roman

Dating-Roman von Isobel Markus gibt Einblicke in die emotionalen Höhen und Tiefen des Datings, der Suche nach „dem Anderen“ und dem Ich, verrät aber auch alles über Phänomene wie Date-Stalking, Benching, Ghosting, Sneating, Haunting und Breadcrumbing in der Kluft zwischen Digitalität und realer Welt, die nicht bizarrer, aber auch nicht menschlicher sein könnte.

12,99 25,00 

12,99  E-Book
ISBN 978-3-948631-47-5
25,00  Vorbestellen

ca. 240 Seiten

ISBN 978-3-948631-48-2
E-Book
Vorbestellen

ca. 240 Seiten

1. Juni 2024

„Geschichten mit Suchtpotential – mit das Beste, was ich seit langem gelesen habe.“
Ulrich Noller

„Hach!“
Amelie Fried

„Das ist witzig, unterhaltsam und könnte sofort verfilmt werden.“
Björn Kuhligk

„In der Gegenwartsliteratur auf Deutsch ist Isobel Markus die Göttin der kleinen Dinge. Und ab jetzt auch noch die der Dating-Prosa.“
Michael Ebmeyer

„Das ist so schön geschrieben, dass es auch wahr sein muss, Literaturtheorie hin oder her.“
Elke Schmitter
(in einem Facebook-Kommentar)

Inhalt: Online-Dating, Freundinnen

Zwei Freundinnen begeben sich gemeinsam in die Welt des Online-Datings. Sie sind Mitte 40, die Kinder aus dem Haus, der letzte Herzschmerz ist Jahre her und sie suchen: Isi nach jemandem, der „einfach passt“, während Wiebke dem Credo „Let’s have fun tonight and get serious tomorrow“ folgt. Sie swipen, schreiben und treffen sich innerhalb von sieben Tagen mit sieben Personen, erleben aber erst dann die schönsten Dating-Geschichten, als sie sich vornehmen, sie nicht mehr zu suchen.

Lustig, traurig, ernüchternd, nachdenklich, absurd und turbulent erzählt der autofiktionale Roman von der Suche nach Liebe im 21. Jahrhundert, von desillusionierenden Begegnungen und digitalen Hoffnungsräumen. Von der An- und der Abwesenheit des Zufalls, von Fremde, Nähe und der Ewigkeit des Moments. Lebensentwürfe, Sehnsüchte, Neurosen, Obsessionen, Projektionen prallen aufeinander und immer wieder blitzt die Hoffnung auf. Er zeigt Menschen, die sich mit Hilfe von künstlicher Intelligenz auf der Flucht vor Einsamkeit befinden und sich während der Suche nach Zugehörigkeit offenbaren. Menschen, die versuchen, der Vereinzelung zu entkommen, sich an den Moment zurückwünschen, an dem sie sich zum letzten Mal wie sie selbst gefühlt haben. Menschen, die vertrauen, enttäuscht werden, Vertrauen missbrauchen und vielleicht irgendwann etwas von dem finden, was sie suchen – oder gerade nicht suchen. Happy End? Vielleicht!

Premiere

  • 13. Juni 2024, Berlin: Isobel Markus & Dating-Roman, Literaturforum im Brecht-Haus, 19 Uhr, danach Empfang

Ich sitze in einer Pizzeria in Wilmersdorf und warte auf mein Online-Date, das auf die Toilette verschwunden ist. Allerdings schon vor etwa einer Viertelstunde. Langsam mache ich mir Sorgen. Ich habe mittlerweile mein Glas Wein ausgetrunken, alle meine Nachrichten gecheckt und eine berufliche Mail beantwortet. Ich habe Wiebke, Julia und Vala in unsere während Corona gegründete Chatgruppe Frauen-ohne-Geschmack, die auch Armin und seinen Freund Donnie miteinschließt, geschrieben, dass der Typ schon echt schräg, aber immerhin ganz nett sei, und ein lachendes Emoji von Wiebke und jeweils ein Herz von Vala und Julia zurückbekommen. Ich setze hinzu, dass ich mir mittlerweile allerdings Gedanken mache, wo er bleibt, weil er nicht mehr von der Toilette zurückkommt und ich mich frage, ob das eine Form des Ghostings sein könnte?
Von Julia kommt ein Fragezeichen und Wiebke schickt einen tränenlachenden Emoji und schreibt dazu: „Der hat entweder die Hosen voll oder er hat sich verlaufen. Bleib einfach cool.“
Ich lächle also cool und sehe, dass sich der Ober davon angesprochen fühlt.
„Noch ein Glas Wein?“, fragt er und ich nicke: „Aber nur ein halbes, bitte.“
Er grinst wieder. Ein bisschen verständnisvoll diesmal. Vorhin war das Grinsen eher ironisch, wie ich fand. Ich glaube, er verstand direkt, als wir durch die Tür kamen, was wir sind. Ein total unpassendes Online-Dating-Match. Sofort für alle ersichtlich.

„Online-Dating ist wie Ananas aus der Dose“, meinte ich an dem Abend mit Wiebke, als die ganze Geschichte ihren Lauf nahm. „Es erinnert schon irgendwie an Ananas, aber ohne das Saftige und Sinnliche der Frucht und die natürliche Struktur. Das Geräusch beim Aufreißen einer Dosenananas ist kalt, blechern und mechanisch. Alles ist praktisch und zielgerichtet, weil mundstückgerecht aufbereitet und daher schnell zu konsumieren, aber insgesamt etwas seelenlos. Dazu gleicht eine Dose der anderen. Zumindest von außen, oder nicht?“
Wiebke hatte bloß ungeduldig gesagt: „Völlig egal jetzt. Lade endlich ein Foto in die App.“ Und das habe ich dann gemacht.

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Die Autorin

Isobel Markus ist freie Autorin und lebt in Berlin. Sie schreibt für die Berliner Szenen und weitere Rubriken der taz. Ihre Kurzgeschichten wurden in Literaturzeitschriften und Anthologien veröffentlicht und ins Arabische übersetzt. Bisher erschienen von ihr Stadt der ausgefallenen Leuchtbuchstaben (2021), Der Satz (2022) und Neues aus der Stadt der ausgefallenen Leuchtbuchstaben (2023), alle im Quintus Verlag. Dating-Roman ist ihr zweiter Roman und erscheint 2024 bei mikrotext. In der Lettrétage veranstaltet sie die senatsgeförderte Veranstaltungsreihe Berliner Salonage.

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