Jens Uthoff blickt auf die unabhängigen Verlage in Deutschland etwa Aviva Verlag, Matthes & Seitz, Edition Tiamat und mikrotext und sondiert die aktuelle Frage nach Verlagsförderung im Angesicht des Verlagssterbens (A1, Stroemfeld, Klöpfer & Meyer).
Hier der Auszug zu der Lage der Digitalverlage:
Wer glaubt, man müsse einfach nur auf das digitale Lesen setzen, um der Krise zu entgehen, der irrt. Nikola Richter weiß davon zu berichten. Sie hat mit Mikrotext 2013 einen Verlag gegründet, der sich auf E-Books spezialisiert hat, wobei einige Titel auch gedruckt erscheinen. Die klassischen Printkrisenprobleme hat Richter nur bedingt. Aber auch E-Book-Verlage sind in den vergangenen Jahren reihenweise eingegangen. „Vor rund fünf Jahren haben sich in Berlin viele Digital-Only- oder Digital-First-Verlage gegründet, von denen heute die Hälfte nicht mehr existiert“, sagt Richter, „und wir sind die Überlebenden dieser E-Book-Gründerzeit.“ Mit „wir“ meint sie den eigenen Verlag, Culturbooks, den Frohmann-Verlag und einige wenige andere.
Warum das E-Book bei der deutschen Leserin und dem deutschen Leser nicht zündet? Eine Menge Faktoren spielten da eine Rolle, so Richter. Anfangs seien etwa bei den großen Verlagen die Preise für E-Books viel zu hoch gewesen. „Es gibt auch weiterhin Vorbehalte gegenüber dem E-Book in der Buchnation Deutschland – dabei sind wir nicht nur eine Kulturnation Buch, sondern auch eine Kulturnation Text“, erklärt Richter. Digitalverlage wie der ihre müssen sich zudem mit Wettbewerbsnachteilen herumschlagen – für E-Books gelten bis zum heutigen Tage 19 Prozent Mehrwertsteuer, für gedruckte Bücher nur 7 Prozent. Dies wird sich bald ändern, denn im Juni hat das Europäische Parlament beschlossen, es den EU-Mitgliedsländern freizustellen, einen geringeren Steuersatz für E-Books festzulegen. Eine gute Entscheidung, wie Nikola Richter sagt – sie sieht im Übrigen nicht ein, warum kleine Verlage wie ihrer keine Förderung erhalten sollten: „Alle Kultursparten in Deutschland erhalten Subventionen außer der literarischen Sparte. Da herrscht ein Ungleichgewicht.“