3. Oktober 2025: Alexander Kluy ruft in Jüdischer Allgemeine Ariel Magnus‘ DIE VERBLIEBENEN VOM TEMPELFELD als „vielleicht großen komischen Berlin-Roman dieses Jahrzehnts“ aus

Alexander Kluy widmet in der Jüdischen Allgemeinen in einem liebevollen, begeisterten, mitreißenden Text dem Werk des argentinischen Autors mit deutsch-jüdischen Vorfahren Ariel Magnus eine fast ganze Seite. Besonders Magnus‘ neuer Roman Die Verbliebenen vom Tempelfeld lässt ihn jubeln:

Der Makrokosmos des Tempelhofer Feldes hält alles zusammen. In vielen Episoden promenieren, räsonieren, parlieren die Romanfiguren über das 355 Hektar große Areal. Wunderbar spießt Magnus teutonische Eigenheiten auf, das Freizeitverhalten, amourös Skurriles, sozial voneinander Scheidendes. Aber auch die Skuddenschafe, die »lebenden Rasenmäher«, kommen zu ihrem rechtmäßig abgefressenen Raum.

Zugleich ist das Buch eine große Liebeserklärung an den größten Freiraum der Hauptstadt und in intellektueller Hinsicht an Freiheit und episches Erzählen. Dabei ist dieser Band hochpolitisch. Schließlich sind die Protagonisten marginalisiert, stehen am Rand oder kommen von den Rändern niemals ins Zentrum der Gesellschaft. Jamil, der Illegale, verlässt das Feld nur einmal bei einer Fahrt durch Berlin – und setzt bezeichnenderweise dabei keinen Fuß auf den Boden außerhalb des Tempelhofer Felds. Dieses weite Feld ist ein Spiegel und gleichzeitig ein Zerrspiegel, in dem die Politik der vergangenen Jahre in Deutschland und in Europa mit luzider Klarheit porträtiert wird.

So ungebärdig lustig, pikaresk und abgründig fabulierte zuletzt, vor mehr als einer Generation, der Schriftsteller Edgar Hilsenrath. Die Verbliebenen vom Tempelfeld ist vielleicht der große komische Berlin-Roman dieses Jahrzehnts.

Quelle: Jüdische Allgemeine, 3. Oktober 2025, Alexander Kluy