Die Theaterkritikerin und Journalistin Barbara Burckhardt hat für die Reihe „Kulturschaffende auf der Flucht“ im Webmagazin des Goethe-Instituts mit Assaf Alassaf ein langes Gespräch geführt. Hier ein Auszug aus dem umfassenden und informativen Gespräch:
Assaf Alassaf, von November 2014 bis Februar 2015 haben Sie auf Facebook über hundert Beiträge gepostet, die unter dem Titel „Abu Jürgen“ als E-Book erschienen sind: eine groteske Fantasie, wie man über den fiktiven deutschen Botschafter Abu Jürgen ein „delicious german visum“ ergattern könnte, um in dieses Land zu kommen. Was hat Sie auf diese Idee gebracht?Als im Herbst 2014 die große Flüchtlingsbewegung begann, verließen auch viele meiner Freunde den Libanon, wo ich damals lebte. Sie gingen in die Türkei, nach Europa, auf den verschiedensten Wegen, mit der Hilfe teurer Schlepper, manche mit Visa … Auch ich hatte das Gefühl: Libanon kann für uns Syrer nur ein Zwischenstopp sein. Ich habe mich gefragt, was ich selbst tun sollte nach zwei Jahren im Libanon. Ich hatte nicht das Geld, einen Schlepper zu bezahlen, ich habe eine Frau und zwei Töchter, die drei und fünf Jahre alt sind. Ich habe dann begonnen, auf Facebook diese fiktive Geschichte zu schreiben. Ich wollte auch weg, wusste aber nicht, wie. Es war eine Art Ersatzhandlung. Ein Spaß. Ich hatte keinen Plan.