Nick Lüthi schreibt auf Bookgazette über anspruchsvolle Bücher aus unabhängigen Verlagen, führt einen alphabethischen Index der Indie-Verlage, deren Veröffentlichungen er im Blick hat und wir können diesen Blog uneingeschränkt empfehlen: ausführliche Rezensionen und spannende Auswahl von Publikationen. Nun ist zum ersten Mal einer unserer Titel dort gelandet, und zwar in beiden Versionen, der originalen englischen und der deutschen: Micro Science Fiction. Hier geht es zur gesamten Besprechung. Hier ein Preview:
Viel spannender als die Form der Geschichten sind aber natürlich die Geschichten selbst. Westins Geschichten sind äusserst faszinierend. Gelingt es ihnen doch, innerhalb von meist 140 Zeichen, alle Elemente einer guten Geschichte zu vereinen. Welten werden geschaffen, Handelnde tun sich hervor, Plotpunkte erscheinen, Konflikte und deren Lösungen machen sich breit. Das dies innerhalb der rigiden Zeichenvorgabe eines Tweets gelingt, ist doch überaus erstaunlich. Westins Geschichten sind Stilstudien was mit Kürzungen, Unausgesprochenem und Weggelassenem alles möglich ist in der Literatur. Sie müssen es ja sein.
Stellenweise erinnert das an einen Gedichtband. Oft muss der Mikrokosmos der Geschichte erst entschlüsselt werden, was nur durch wiederholtes Lesen in seiner vollen Breite möglich ist. Westin bemüht für seine Kurzgeschichten konsequent Elemente der Science Fiction, verdichtet diese aber und erteilt ihnen poetische Wirkmacht. Die hier auf Deutsch und Englisch aufgeführte Geschichte zur Botschaft der Sterne vereint die meisten Elemente dieser Wirkmacht. Bestehende Erfahrungen oder Erwartungen werden juxtaposiert, es gibt einen Plot-Twist, viele Rätsel tun sich auf und gleichzeitig kommt das in glasklarer und raffinierter Sprache daher.