Kadhem Khanjar
Dieses Land gehört euch
Gedichte
Der Lyriker Kadhem Khanjar ist Gründer des Kollektivs Kultur-Miliz, das im Irak Lyriklesungen an Schauplätzen von Krieg und Zerstörung veranstaltet: neben ausgebrannten Autos, auf Minenfeldern, in zerbombten Häusern, in Krankenwagen. Dieser Titel vereint seine ersten beiden Gedichtbände.
8,99 € – 14,99 €
„Ergreifend, was seine Gedichte transportieren – und wie sie treffen.“
Anne-Dore Krohn, Buchtipps rbb
„Khanjars Gedichte sind keine Versuche. Sie sind, als poetische
Zerstörungen von Heldentum und anderen Sinnangeboten martialischer Praxis, radikal im besten Wortsinn.“
Mareike Boysen, Augustin Boulevardzeitung
„Ein starker Auftritt, erstmals auf Deutsch.“
Nils Jensen, Buchkultur
„Gedichte wie mit dem Rasiermesser gezogen. Sie handeln vom Krieg in Irak, vom Zweifel am Wert des eigenen Lebens und der Brutalität des Sterbens — aber auch seiner Banalität, wenn es nicht enden will. Scharf in der Analytik, überraschend in der Metaphorik und doch von unglaublich zärtlicher Elegie.“
Claudia Kramatschek, Litprom Weltempfänger 45
„Die katastrophale Poesie des Todes und die Pflicht des Überlebenden.“
Spex
„Wenn je ein Buch das Prädikat wortgewaltig verdient hat, dann dieses. Kadhem Khanjar schreibt – fantastisch übersetzt von Sandra Hetzl – mit einer solchen Wucht von Tod und Sterben, von Trauer und Leid, dass einem unheimlich wird.“
Martin Spieß, Zebrabutter
„Lyrische Alltagsschilderungen aus einem verwüsteten Land: Kadhem Khanjar zählt zur neuen Generation irakischer Schriftsteller.“
Deutschlandfunk Kultur
„Kadhem Khanjar macht Poesie unter Lebensgefahr.“
Arte Tracks
Inhalt: Lyrik aus dem Irak
Ausflug mit Sprengstoffgürtel und Wir kämpfen zum Vergnügen: Das sind die Titel der beiden Gedichtbände des irakischen Lyrikers Kadhem Khanjar und sie spannen das Feld auf, in dem sich die Gedichte bewegen. Khanjars Texte ähneln der Spoken-Word-Poetry. Sie zeigen, wie trotz des andauernden, irre machenden Ausnahmezustands eine destruktive Langeweile vorherrscht – aber sie setzen etwas dagegen: Sie widmen sich vor einer existenziellen Tiefe und Traurigkeit dem lauten Lebenwollen.
Im Oktober 2019 war Kadhem Khanjar als Stipendiat des Literarischen Colloquiums in Berlin.
Endlich hat die Langeweile ein Stück Land bekommen
Das gelbe, leere Land
gleich neben dem Pharmakonzern.
Als sie entdeckten, dass darunter ein Massengrab liegt,
zäunten sie es ein
und stellten Wächter auf, die auf die bellenden Nächte schossen,
holten alle Knochen heraus
und teilten sie auf in dünne, weiße Häufchen,
die aussahen wie Sterne auf Erden.
Trotz jahrelanger Arbeit
konnten sie sie niemandem zuordnen,
weswegen sie sie wieder verscharrten, mit Baggern, in offene Gräben, wie blinde Augen.
Und vor einigen Tagen teilten sie sie als Grundstücke unter den Familien der Getöteten auf.
Sie sagten ihnen: Dieses Land gehört euch.
Sie sagten nicht „dieses Grab“.