Alexandru Bulucz

Die 32 Schimmelarten des Joseph Brodsky

Gedichte und Fotos

Gibt es einen Zusammenhang von „Schimmel“, „Facebook“ und „Rezeption“? Eine Brodsky-Rezeption, die auf Facebook entsteht und ausgetragen wird, kann die Rezeption der bei Lyriker*innen immer tiefer in Ungnade fallenden Onlineplattform womöglich ergänzen. Mit Fotografien von der Wohnung Joseph Brodskys in St. Petersburg.

Mit Patrick Wilden, Ulf Stolterfoht, Michael Spyra, Tzveta Sofronieva, Simone Scharbert, Tobias Reußwig, Bastian Reinert, Martin Piekar, José F. A. Oliver, Birthe Mühlhoff, Léonce W. Lupette, Bernd Lüttgerding, Norbert Lange, Christian Kreis, Thorsten Krämer, Claudia Kiefer, Viktor Fritzenkötter, Matthias Friedrich, Manfred H. Freude, Ingo Ebener, Alexandru Bulucz, Timo Brandt, Michael Augustin

2,99 

2,99  E-Book

etwa 80 Seiten auf dem Smartphone

ISBN 978-3-944543-76-5
E-Book

etwa 80 Seiten auf dem Smartphone

18. Februar 2019

„Grandios! Der Schimmelpilz ist ein dankbares Thema, reicht doch der Assoziationsraum von halluzinogenen Drogen über soziale Netzwerke bis zur Nutztierhaltung. … Schön, wenn sich so ein Detail bei jemandem festsetzt und zu einem Gedichtband auswächst.“
Elisabeth Dietz, Bücher Magazin

„Nicht nur das Verfassen, sondern bereits das Lesen dieser poetischen Annäherungen an den Wortrebellen von der Newa beschleunigt das Erfassen des mycelgleich unbesiegbaren, seine Hyphen auswerfenden Brodksy-Universums ungemeint – und vielleicht sogar das Denken.“
Oliver Jungen, FAZ

„Kulturelle Neuschöpfung der besonderen Art.“
Bundeskulturministerium

„Empfehlenswerte Anthologie. Ein Highlight ist die Foto-Dokumentation des Fixpoetry-Kolumnisten Christian Kreis über Brodskys Wohnung in Sankt Petersburg: karge Bilder mit kargen Bildunterschriften.“
Elke Heinemann, Fixpoetry

Inhalt: Brodsky Gedichte

Am 24. Mai 2015 wurde die Kommunalka in Sankt Petersburg, in welcher der russische Literaturnobelpreisträger Joseph Brodsky in seiner Jugend wohnte, anlässlich seines 75. Geburtstages für einen Tag geöffnet. Da man dort 32 unterschiedliche Schimmelarten fand, schloss man die Wohnung gleich danach wieder. Die Restaurierungsarbeiten werden vermutlich noch einige Jahre andauern.

Jedes Gedicht dieser Brodsky-Anthologie öffnet auf seine Weise vorzeitig das Joseph-Brodsky-Museum. Sie entstand zunächst auf Facebook und versammelt Texte, die aus Texten Brodskys wie Schimmel herauswachsen.

Facebook ist ein Nährboden, darauf und darin werden diverse Schimmelarten kultiviert, gesundheitsschädliche oder aromatische, harmlose (wie der Schimmel im Schimmelkäse). Gegenüber den ausufernden bösartigen Kommentarsträngen – diesen gesundheitsschädlichen Schimmelpilzmyzelen – muss das Gedicht mit seinen viel langsamer sich entspinnenden Gesprächsfäden und -strängen notwendigerweise klein erscheinen. Aber auch in einer für die Poesie eher feindlichen Umgebung wie auf Facebook sind seine aromatisch harmlosen Schimmelpilzmyzele fähig zu gedeihen.

Weitere E-Books mit Gedichten und kleinen poetischen Formen bei mikrotext: Spam Poetry. Sex der Industrie für jeden von Thomas Palzer, Cloudpoesie. Dichtung für die vernetzte Gesellschaft, Alan Mills‘ Eine Subkultur der Träume. Auf Twitter, Verpasste Hauptwerke von Robert Stripling und Zwischen den Regalen, mit georgischer und deutschsprachiger neuester Literatur in kurzer Form.

Thorsten Krämer

Der Schimmel wacht. Alle 32 Arten
wachen, die seltenste wacht und die
gewöhnlichste wacht, die schädlichste
und die harmloseste. Es wachen auch

die hellste und die dunkelste, die mit
dem längsten Namen und die Art, die
eine Forscherin mit blondem Haar vor
kurzem erst entdeckt hat. Die sich am

schnellsten ausbreitende Art, sie wacht
genau wie die bescheidenste, die wenig
Platz für sich beansprucht, und auch die
eitelste mit ihren samtig schimmernden Blüten.

Der Schimmel wacht. Und der, der fort
ist, bleibt es.

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Der Herausgeber

Alexandru Bulucz, geboren 1987, übersetzt aus dem Französischen und dem Rumänischen, rezensiert Lyrik für verschiedene Onlineportale, für Print und Rundfunk. Sein Lyrik-Debüt Aus sein auf uns erschien 2016. 2018 kuratierte und übersetzte er den lyrischen Rumänienschwerpunkt in der Literaturzeitschrift LICHTUNGEN. Teilnahme am Lyrikwettbewerb des „Literarischen Märzes“ („Leonce und Lena“) im März 2019.

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